1754 – 1825
In Übersetzungen von:
I.
Das
Blutgeld warf er hin, erklomm in Hast
Den
Baum und ließ sich in die Schlinge fallen,
Er, der
den Herrn verrieth. Mit Fäusteballen
Schwankt
der erwürgte Leib am starren Ast.
Es
röchelte, vom harten Strang umfaßt,
der
Athem noch – ein dumpf und grimmig Lallen;
Jesus
verwünscht’ er und die Schuld vor allen,
Die in
die Hölle liefert solchen Gast.
Jetzt
macht der Geist sich heulend auf die Flucht.
Gerechtigkeit
ergreift ihn, taucht den Finger
Ins
Blut am Kreuz, hoch ob der Bergesschlucht,
Schreibt
dann das Urtheil an die Stirn dem Jünger,
Das
ihn zu ew’ger Thränen Qualen verflucht,
Und
schleudert ihn hinab zum Höllenzwinger.
II.
Hinab
fuhr seine Seele zu den Auen
Des
Acheron. Die Erde, die ihn trug,
Erbebt
mit Berg und Thal, und Windeszug
Spielt
mit dem schwarzen Leichnam hoch im Blauen.
Die
Engel, die sich stumm beim Abendthauen
Von
Golgatha getrennt in stillem Flug,
Sahn
ihn von fern, und um die Augen schlug
Ein
jeder seine Fittige vor Grauen.
Dämonen
ziehn indeß den Leib hernieder
Und
laden Nächtens auf die flammenrothen
Schultern
die Bürde der verruchten Glieder.
Dann
heulend, schnatternd stürmen fort die Boten
Des
Styx und bringen seinen Körper wieder
Dem
irrenden Gespenst im Thal der Todten.
III.
Als
nun das leere, leichte Seelenwesen
Neu
angethan die Last von Fleisch und Bein,
Stand
auf der braunen Stirn mit blut’gem Schein
Das
Urtheil der Verdammniß klar lesen.
Das
Volk ringsum, zur ew’gen Qual erlesen,
Schrickt
jäh zusammen, flieht ins Schilf hinein
Längs
dem Cocytus, oder taucht sich ein
Tief
in die Flut, die niemals rein gewesen.
Er
selber floh vor sich, da er’s empfand,
Und
zähneknirschend, wild von Scham getrieben,
Will
er die Schrift forttragen mit der Hand.
Doch
nur noch heller ist sie stehn geblieben,
Denn
Gottes Finger hat sie eingebrannt,
Und
nie vergeht ein Wort, das Gott geschrieben.
IV.
Ein dröhnendes
Getöse ward vernommen,
Das
selbst an Satan’s Ohr betäubend schallt:
Der
Heiland war’s, mit himmlischer Gewalt
Zu
Trutz dem Höllenreich herabgekommen.
Am
Wege stand, scheelblickend, angstbeklommen,
Der
ihn verrieth, reglos die Schmachgestalt.
Und
jetzt, wie Lavaglut dem Berg entwallt,
Sind
Thränen seinem hohlen Aug’ entschwommen.
Es
blitzt auf den beschimpften Leib hernieder
Aetherisch
Licht; und sieh! als ob sie bade
Ein
Höllenthau, so rauschen ihm die Glieder.
Da
theilt mit Schwertesschärfe sonder Gnade
Gerechtigkeit
den Rauch; - der Herr kehrt wieder
Die
Augen ab und wandelt seine Pfade.